Durch die besondere Nutzungsform enstehen folgende Gegebenheiten
- große zusammenhängende Flächen
- geringe Einflüsse durch Infrastrukturmaßnahmen
- keine intensive Landbewirtschaftung
- geringe Versiegelung des Bodens
- jahrzehntelange naturnahe Geländepflege
- große ungestörte Areale
Dadurch hat sich ein eigenes Landschaftsbild entwickelt, das sich von der Entwicklung der umliegenden Kulturlandschaft
deutlich unterscheidet. Davon profitieren Tiere und Pflanzen, die hier
ein seltenes Refugium vorfinden, das ihnen genügend Platz und Ruhe lässt
sich ungestört zu entwickeln und ihre Verhaltensweisen auszuleben.
Besonders für störanfällige Arten ist so ein Lebensraum entstanden, der
in Hinblick auf die heutige Besiedlungsdichte unseres Landes einzigartig
ist.
Durch Kartierungen konnte festgestellt werden, dass eine
Vielzahl von regional und landesweit bedeutsamen Biotopstrukturen auf
dem Truppenübungsplatz Baumholder vorliegen. Die nachfolgende Tabelle
gibt einen kleinen Einblick über die flächigen Größenordnungen von
gefährdeten Biotoptypen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder:
Flächige Ausbreitung von Biotoptypen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder:
Calluna Heiden
| ca. 8 ha
|
Trockenrasen
| ca. 43 ha
|
Feuchtwiesen und Kleinseggenriede
| ca. 50 ha
|
Streuobstwiesen
| ca. 82 ha
|
Halbtrockenrasen
| ca. 820 ha
|
Schluchtwaldgesellschaften
| ca. 70 ha
|
Der
Truppenübungsplatz Baumholder hat dadurch eine besondere Bedeutung für
den Naturschutz und die Landschafspflege. 722 Farn- und Blütenpflanzen
konnten bisher nachgewiesen werden. Davon stehen 27 Arten auf der Roten
Liste der BRD und 34 Arten auf der Roten Liste des Landes
Rheinland-Pfalz.
In der Tierwelt ist der Reichtum an Insekten und
Lurchen auffällig. Für die Vogelwelt haben vor allem die offenen und
halboffenen Kulturlandschaften eine Bedeutung, wie sich z. B. am
Vorkommen von Neuntöter und Raubwürger ableiten lässt.
Öffentlichkeitswirksam sind die größeren Tiere wie Luchs, Wildkatze oder
Schwarzstorch, die hier ein Rückzugsareal gefunden haben.
Aufgrund all dieser Tatsachen wurde der Truppenübungsplatz als FFH (Floar-Fauna-Habitat) Gebiet ausgewiesen und hat somit europäische Bedeutung. Einen Steckbrief zum FFH Gebiet "Baumholder und Preußische Berge" finden Sie auf den Seiten www.natura2000.rlp.de.
Auch
für die umliegende Kulturlandschaft hat der Truppenübungsplatz eine
Bedeutung. So konnten dort einige alte Obstsorten überdauern, die früher
in der Region beheimatet waren. Der Landschaftspflegeverband Birkenfeld
erntet unter anderem hier das Obst für seinen Apfelsaft. Außerdem
werden Reisser geschnitten, um die alten Sorten wieder zu vermehren und
auch außerhalb des Truppenübungsplatzes anzupflanzen und somit ein Stück
"alte Kultur" wieder aufleben zu lassen.
Problematisch sind die
physikalischen Schäden die durch Ketten- und Radfahrzeuge auf dem
Truppenübungsplatz entstehen. Diese führen zu Erosionsschäden, die
weitreichende Folgen haben. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wird
von den Bundesdienststellen ein vorbeugendes, integriertes
Erosionsmanagement betrieben. Grundlage für die umweltverträgliche
Nutzung des Truppenübungsplatzes ist der sogenannte "Benutzungs- und
Bodenbedeckungsplan", ein Planungswerk ähnlich dem Flächennutzungsplan
der zivilen Bauleitplanung.
Trotzdem haben auch solche rohen Standorte für machen Tier- und Pflanzenarten eine Bedeutung.
Weiterführende Literatur:
Korneck, D. (1974): Xerothermvegetation in Rheinland-Pfalz und
Nachbargebieten. Schriftenreihe für Vegetationskunde 7. 196 pp.
Naturnah GmbH (1993): Forschungsvorhaben Nr. 108 04 018 "Verbesserung
des Naturschutzes auf militärischen Liegenschaften". Endbericht. Teil D:
"Erfassung und Bewertung der Naturausstattung des Truppenübungsplatzes
Baumholder (Modellversuch) mit Vorschlägen zur Pflege und Entwicklung.
Naturnah GmbH. Bonn. 440 pp. Anhang.
Röller, O.; Weitz, W. (2007): Naturschutz auf dem Truppenübungsplatz
Baumholder - ein Tagungsbericht. Pollichia-Kurier 23(1): 3-4.
Rohner, M.-S. (1995): Zur Flora und Vegetation
aufgelassener Siedlungen (Wüstungen) auf dem Truppenübungsplatz
Baumholder. Sammelwerk Dynamik und Konstanz: Festschrift für Herbert
Sukopp: 209-215.
Schmidt, A. (2010): Entwicklung neuer Techniken zur Offenhaltung der
Landschaft auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. Beispiel 2. In: Natura
2000 (Sammelwerk): 33-36.
Schneider, M. (2003): Der Truppenübungsplatz
Baumholder: Genese und Gestaltung einer "militärischen Zwecklandschaft".
Offenland und Naturschutz: 107-130.
Schneider, M. (2004): Von der zivilen Kulturlandschaft zur militärischen
Dienstleistungslandschaft. Das Beispiel Truppenübungsplatz Baumholder.
Institut für Landespflege, Universität Freiburg (Hrsg.). Culterra 40.
244 pp.
Steigner, W. (2008): Waldnutzung und Naturschutz
im Landschaftsschutzgebiet "Preußische Berge". Ein Exkursionsbericht.
Pollichia-Kurier 24(4): 37-40.
Truppenübungsplatzkommandantur Baumholder (Hrsg.) (2001): Der
Truppenübungsplatz Baumholder. Eine alte Kulturlandschaft im Wandel und
Schutz der mitlitärischen Nutzung. Koblenz.
Weitz, W.; Manz, E. (1991): Das Obere Nahebergland. Rheinische Landschaften 38. 32 pp.
Willecke, S.; Rohner, M.-S.; Back, H.-E. (1996):
Verbesserung des Naturschutzes auf militärischen Liegenschaften - mit
Beispielen aus der Modelluntersuchung des Truppenübungsplatzes
Baumholder. Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Bundesministerums
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Natur und
Landschaft 71(12): 517-526.